Montag, 7. April 2014

Willkommen bei "Germany goes Battlerap"!


"Ruf mich vor der Arbeit an, ich battle dich in Shorts!"
(King Kool Savas - King of Rap)  
Warum dieser Blog? - Eine kleine Historie

Battlerap ist in meinen Augen eine der größeren Wiegen des Rap an sich. Ende der 70er Jahre und Anfang der 80er fingen MCs, aber auch normale Leute aus der New Yorker Hood damit an, sich in Reimform zu beschimpfen und somit Differenzen auszutragen und beizulegen. Dies war besonders für die Drogenbosse angenehmer, als Schlägereien oder gar Schießereien, die mit Sicherheit die Polizei angezogen hätten. Wer konnte damals ahnen, dass so nicht nur eine neue Art zu rappen entstand, sondern sich daraus ca. 20 Jahre später ein fast eigener Kulturkreis im Hip Hop entwickeln sollte.

Jetzt hat sich das Ganze im Laufe der Jahre ja erstmal Stück für Stück verändert. Man sprach mit mehr Aggression über Politik, Schimpfwörter fanden ihren Weg in Raptexte, man Griff persönliche Feinde innerhalb und außerhalb des Hip Hop an. Als man dann Ende der 80er auch noch den Pitchfader von 120bpm in Richtung 90bpm bewegte, ließen Beats sogar Platz für richtig viele Battle-Floskeln. Lord Finesse, Ice Cube und Wu-Tang freundeten uns schonmal durch ganze Alben mit dieser Materie an. 

Nun, da Rap im Laufe der 80er in der Musikindustrie endgültig angekommen war, konnte man ja auch diese Battlerap-Sache auf ein sportliches und eventuell sogar vermarktbares Level heben. Was also früher knallharte, der Realität entsprechende Wortgefechte waren, wurde nun in sportlichem Umfeld als sog. "Freestyle-Battles" veranstaltet. Besonders Anfang der 90er konnte man fast jeden Monat (in jedem Land in dem Hip Hop schon angekommen war) eines dieser Freestyle-Battles verfolgen. Dort wurden dann schon die ersten "You are wack...!"-Bars rausgehauen. In Deutschland verhielt man sich hingegen noch sehr friedlich, da bestand eigentlich kaum ein Unterschied zwischen Battle und Cypher. Ich hab mal Videos von solchen "Battles" gesehen...daneben erinnert ein heutiger Poetry Slam eher an den Text des Arschficksongs. Aber immerhin war Battlerap schon mal hier angekommen.

Während also 1993 Die Deutsche Reimachse noch "100% Positiv" war, hieß es 1994 bei Konkret Finn bereits "Ich diss dich". Über weitere Kandidaten wie Rödelheim Hartreim Projekt, KKS und Samy Deluxe ging es gegen Ende der 90er nun auch immer mehr in Richtung dessen, was wir heute als Battlerap in Deutschland kennen.

Die Amerikaner (wie immer anscheinend) waren unserer Zeit jedoch schon voraus. Dort hatte sich der Freestylerap dank Plattformen wie "Rap Olympics" und "Scribble Jam" bereits zu einem Nationalsport im Hip Hop entwickelt. Die Amis waren Ende der 90er fast schon gelangweilt von den sich wiederholenden Freestyle-Phrasen. Auch ein Eminem hat gerne mal mehrere geschriebene Zeilen eingearbeitet, um sich so das Spotlight (trotz des 2. Platzes) zu garantieren. Ich sage nur: "You wouldn't sell two copies, if...". Nun, was machen, wenn immer mehr Freestyle-Battles von sog. "Written-Bars" dominiert werden? Naja...diese Written-Bars zur Hauptsache machen. Da wären wir dann schon Anfang der 2000er angelangt. Nämlich bei den ersten Acapella-Pre-Written-Battles (also vorgeschriebenen Battles ohne Beat) von den berühmten "Smack" DVDs. Was auf diesen DVDs noch sehr amateurhaft betrieben wurde (ich spreche von Bild und Ton Quali sowie Organisation), hat der New Yorker "Fight Klub" dann schon professioneller gemacht und war Mitte der 2000er nicht mehr nur auf DVDs zu sehen, sondern sogar auf einer damals kleinen Videoplattform namens Youtube.



(Scribble Jam 1997 - Eminem)



(Smack DVD Vol. 12 - Cover)


(Fight Klub 2005 - MC Jin)

Tja, da wären wir schon Mitten im Acapella-Battlerap. Es gab noch einen letzten, auch durchaus erfolgreichen Versuch von der britischen Plattform "JumpOff", Freestyle-Battlerap wieder zu beleben (2006/2007). Mit den 2on2 "World Rap Championships" wurde Material geschaffen, welches für die Ewigkeit gemacht war,...in Sachen Written- und Freestylerap. Damit sollte sie in den USA auch enden, die große Ära des Freestylerap. Während sie in Deutschland noch voll in Fahrt war, dank "Out4Fame" und ihren "1on1 Freestyle-Battles". Allerdings war hier die Prime-Time auch schon vorbei und im Jahre 2007 erschien die vorerst letzte DVD. Danach gab es noch weitere klägliche Versuche dieses Projekt weiter zu führen. Aufgrund chaotischer Organisation, schwacher Besucherzahlen und nicht veröffentlichter DVDs, hinterließ Out4Fame hauptsächlich enttäuschte MCs und Fans. Mir wurde damals, nach Gewinn des Städtefinales in München auch noch versichert, dass ich auf der kommenden DVD zu sehen sein werde...blablabla.


(World Rap Championships 2007 - Werbebanner)

Und dann war da ja noch "Feuer über Deutschland", ein eher trauriger Versuch das Format der Smack DVDs ins Land der Dichter und Denker zu bringen. Ach ja,...manchmal wirkte es auch eher wie das Vortragen eines Gedichtes. Z.B. wenn ein Tua sein Textblatt herausholt, weil er sich die eigenen Lyrics nicht merken kann...und das mit dem Wissen, dass mehrere Kameras dies für die Ewigkeit festhalten (ähhm...Punchline!). Andere Male wirkte es, als hätten einige Rapper das Wort "Acapella" komplett missachtet. Ein Casper rappt dann einfach mal auf den Beat, den er gerade im Kopf hat (wohlgemerkt in einer Hip Hop Montur, die der von Savas Konkurrenz machen kann...ähhm...noch mal Punchline!). Aber es gab auch einige, die das Prinzip durchaus verstanden haben. Gregpipe, Adi, Morlockk Dilemma und Creme Fresh sollten damals mit ihren Performances eine lang anhaltende Messlatte in Sachen Acapella-Rap legen. Es gab auch ein bis zwei private Kopieformate von FüD. Auch hieran konnte man erkennen, dass die Sehnsucht nach einem solchen Format inzwischen groß war.



(Feuer über Deutschland 2006  - Cover)

In den USA ging es im Jahre 2007 inzwischen los mit der ersten, voll über Youtube laufenden Acapella-Pre-Written-Battlerap-Liga "Grind Time Now". Der junge und ambitionierte Hobby-Unternehmer Drect, startete mit seiner eigenen Kamera ein Spaß-Projekt, durch welches Leute wie Dizaster, Illmaculate, TheSaurus, Dumbfoundead, DNA, Soul Khan, etc. für immer in die Geschichte des Battlerap eingehen sollten. Grind Time inspirierte schließlich auch in anderen Ländern zur Gründung von Battlerap-Ligen, wie "King Of The Dot" aus Kanada oder "Don't Flop" aus England. Auch der gute alte Smack White (hatte sich vermutlich von selbigem erholt) eröffnete eine Plattform für Battlerap namens "Ultimate Rap League - URL", die für ihre "Gun-Bars" berüchtigt werden würde. 


(Grind Time Now 2010 - Werbebanner)


(King Of The Dot 2012 - Canibus vs Dizaster)

Nun schreiben wir bereits das Jahr 2010. Grind Time lässt seine Hochzeit bereits hinter sich, bei KOTD und Don't Flop fängt diese gerade erst an; da passierte anscheinend auch in Deutschland wieder etwas, im Bereich Schlacht-Rhytmus und Poesie. Die dritte FüD DVD ist bereits zwei Jahre her, da erscheinen auf Youtube plötzlich ominöse Videos, in einem Berliner Heizungskeller gefilmt (wie mir scheint). Diese Videos entpuppen sich nach einiger Zeit als Wiederbelebungsversuch der legendären Berliner Cypher "Rap am Mittwoch". Nur dreht sich diesmal alles viel mehr ums Battlen. Es gibt sogar Acapella Runden. Und das auch noch alle zwei Wochen?! Die Qualität von Kameras und Rappern wird auch immer besser und das Format wächst ständig. Jetzt kommt aber wieder ein eher nerviger Punkt: Man muss sich da erst ins Finale battlen, um ein Acapella kicken zu dürfen. Danach soll man dann auch noch den amtierenden King vom Thron stoßen. Leider weiß der Träger des King Titels nicht genau wen er battled, weshalb sich die meisten Punchlines der ersten 2 Saisons auf Mutterwitze beschränken. Und die waren nach dem Einlaufen eines gewissen "Atzenkalle" sehr schnell ausgelutscht, da jener Rapper Mutterwitze gepachtet zu haben schien. Das alles macht RaM auch noch nicht zu dem, was ich seit ca. 2009 aus den Staaten gewohnt bin. Allerdings darf RaM von sich behaupten die erste regelmäßige Battlerap-Veranstaltung Deutschlands zu sein. Ein kleiner Schritt für Deutschland, aber ein großer für Battlerap.



(Rap am Mittwoch 2010 - Logo)


(Rap am Mittwoch 2012 - Atzenkalle vs MC Bogy)

Bei RaM wird ca. drei Jahre lang um King Titel gebattled, bis ins Jahr 2013. Im August findet man plötzlich wieder was Neues auf Youtube...! Einen Trailer zu einem Acapella-Written-Battle. Kann das denn wirklich sein? Ausschließlich Pre-Written-Battles, bei denen sich die Gegner kennen und sich so richtig persönlich einschenken können?! Es ist tatsächlich so! Im September 2013 öffnet die freie Internetplattform "Don't Let The Label Label You" die Pforten zu einem Battlerap-Event nach amerikanischem oder eher englischem (Don't Flop) Vorbild und schafft somit die erste offizielle Acapella-Pre-Written-Battlerap-Liga Deutschlands. Zwei Wochen später gibt es auch bei RaM ein Acapella-Pre-Written Battle pro Event, bei dem sich die Kontrahenten kennen: die sog. "Battlemania Champions League". Während bei RaM allerdings noch die Mischung aus Freestylebattles und einem einzigen Pre-Written-Battle besteht, konzentriert sich DLTLLY voll auf das geschriebene Format. Und das mit rasendem Erfolg. Denn nach nur drei Veranstaltungen steigen Facebook-Likes und -Klicks bereits um ein Vielfaches.



(Don't Let The Label Label You 2012 - Logo)


(Don't Let The Label Label You 2013 - Flyer)



(Don't Let The Label Label You 2014 - Brian Damage & Harry Crotch vs Roni 87 & Proton)

Jetzt zur Beantwortung der Frage in der Überschrift:
Wie man sieht war es ein langer Weg bis hier hin. Doch erst wenn man ihn kennt, versteht man, wie viel Hintergrund diese besondere Kunstform bereits besitzt, um sich auch als solche bezeichnen zu dürfen. Battlerap ist noch jung in Deutschland. Aber ich denke die Szene ist im Umbruch und die Zeit definitiv reif, sich näher mit der Materie zu beschäftigen.
Deshalb auch dieser Blog! Konzentrieren möchte ich mich hierbei auf Acapella-Written Battles. Wobei mein Augenmerk natürlich auf deutschem Live-Battlerap liegt (ich werde nicht von jedem Disstrack im Netz oder diesem VBT Quatsch schreiben). Allerdings werde ich auch einfach mal aufnehmen was mir gefällt, auch wenn es sich nicht um Written-Battlerap handelt. Mit all meinem journalistischen Talent bemüht, das hier möglichst informativ zu gestalten, werde ich mindestens einen Artikel pro Monat verfassen. 

In diesem Sinne hoffe ich, dass jeder Leser ein wenig Gefallen findet an dem, was mich die letzten sieben Jahre schon begeistert.

Brian Damage




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