(King Of The Dot 2011 - Dizaster vs DNA)
Nachdem ich vor zwei Wochen eine Top 10 der deutschen Battles gemacht habe, habe ich mich entschlossen gleich eine weitere Liste hinterher zu schießen. Diesmal handelt es sich aber um englischsprachige Battles. Es gibt ja inzwischen 10 000 Listen, in denen die anscheinend besten Battles aufgeführt sind und da möchte ich nicht ein weiteres Reiskorn ins Feld werfen. Stattdessen liste ich hier 10 englischsprachige Battles auf, die leicht zu verstehen und gleichzeitig gut sind. So können vielleicht auch die weniger begabten Englischsprecher sich ein wenig mehr in den Kult des Battlerap hineinarbeiten. Ich habe besonders darauf geachtet, dass nicht zu viele komplizierte Wortspiele oder Referenzen enthalten sind, denn laut Erfahrung geht bei solchen Sachen oft das Verständnis verloren.
Es geht jedoch nicht nur um das Sprachverständnis, vielmehr möchte ich auch zeigen, was alles in so einem Battle möglich ist. Denn in diesem Punkt sind uns die Amis, Engländer, Kanadier, etc. immer noch ein ganzes Stück voraus. Die Liste ist nicht sortiert, ich werde einfach 10 Battles hintereinander hängen. Welches das Beste oder das Schlechteste ist, soll jeder für sich entscheiden. In diesem Sinne: Have fun!
Dumfoundead vs Tantrum (Grind Time Now)
Einer DER KLASSIKER schlechthin. Hier verliert das Wort 'Rassismus' jegliche Bedeutung (hehe). Zwei Asiaten battlen sich und bedienen sich jeglicher Klischees, die es überhaupt gibt. Dabei sind beide jedoch ausgesprochen kreativ und originell... und vor allem überlustig! Dieses Battle gibt es auch in zwei Teilen mit Judgement zu sehen. Grind Time hat es noch einmal zusammengeschnitten und als Vollversion allerdings ohne Judges hochgeladen. Allein der ursprünglich erste Part des Battles hat schon 1,9 Mio. Views. Und das verdient, da beide wirklich abreißen. Während Tantrum dieses Jahr sein Comeback als Top Battler feiern konnte, hat sich Dumbfoundead seiner musikalischen Karriere zugewandt. Amerikaweit bekannt wurde er durch seinen Part auf dem "Forever Remix".
Kid Twist vs Dumbfoundead (King Of The Dot)
Und gleich noch ein Battle von Dumbfoundead. Auch hier sind Asian Jokes die Parole seitens Kid Twist. Allerdings auch wieder sehr originell. Was Dumbfoundead hier jedoch anstellt, ist wiederum total abgefahren und verleiht der Begegnung eine Extra-Note. Beachtlich auf beiden Seiten: Hier freestylen sich beide einen Wolf. Allein die Flips machen dieses Battle zu einem Classic. Ferner ist quasi jede zweite Line eine Punch und das ist heutzutage eher selten geworden. Untertitel: Zack, zack... bumm!
Dizaster vs HFK (King Of The Dot)
Dieses Battle ist fast immer das erste, das ich jemandem zeige, der keine Ahnung von Battlerap hat. Hier passiert fast alles, was ein unterhaltsames Battle ausmacht. Witzig, punchig und tolle Präsenz. Diz und HFK variieren hierbei zwischen so vielen Ebenen, dass es nie langweilig wird. Es stecken zwar einige Referenzen zu anderen Battles drin, aber gerade die verlocken dann auch zum Gucken von anderen Matches. Dennoch hab ich noch nie erlebt, das jemand nicht lachen musste bei dieser Begegnung. Es werden auch Klischees bedient, aber eben lyrisch so ausgefeilt und witzig, dass es niemanden kalt lässt. Besonders in der dritten Runde zeigt Dizaster, warum er ein Killer in Sachen Freestyle ist. Andererseits hat HFK mit seiner ersten Runde bewiesen, wie gut er schreiben kann, wenn er will. Wahrlich ein 'Terrorist-Battle' mit Bomben, die die Lachmuskeln in die Luft sprengen.
Shuffle-T & Marlo vs Marvwon & Quest MCody (Don't Flop)
Jetzt mal zu einem 2on2. Hier treffen die derzeitigen Don't Flop 2on2 Champions auf die Battle-Veteranen aus den Staaten. Wo die Amerikaner leider enttäuschen, zeigen Marlo und Shuffle-T wie weit sich Battlerap inzwischen entwickelt hat und dass es mehr bedarf als bloß des Talents reimen zu können. Mit ihrem klaren Akzent sind die beiden Engländer auch sehr leicht zu verstehen. Performance-technisch eine definitive Rasur! Nicht nur, dass beide lyrisch viele Rapper in die Tasche stecken (obwohl sie gar nicht rappen), sondern angsteinflößend wird es, wenn zwei Posh-Boys aus England bessere Wortspiele haben als so mancher Gangster-Battle-Rapper bei SMACK/URL. Es gibt noch wesentlich anspruchsvollere Battles von den beiden, allerdings ist dieses Match ein leichter Einstieg in guten dreckigen englischen Humor.
Pat Stay vs The Saurus (King Of The Dot)
Jetzt geht's langsam ans Eingemachte! Pat Stay ist z.Z. unumstritten einer der drei besten Battlerapper der Welt. Und wie er es an diese Stelle geschafft hat, sieht man deutlich an diesem Battle. Seine Präsenz, seine Coolness, sein Humor, seine Aggression und die Fähigkeit zwischen all diesen Stimmungen mit einem Augenzwinkern zu switchen, machen ihn zu einem absoluten Top-Tier. Umwerfend finde ich persönlich auch seine Art zu schreiben: ein Thema so zu drehen, dass jeder es glaubt und die Punchlines wie von alleine kommen. Das zeugt von Klasse. Und noch dazu wirkt alles so locker. Vor allem gegen einen Gegner wie The Saurus, den man auf jeden Fall auch zu den besten 10 der Welt zählen kann. Lyrisch zeigt der Battle-Opa hier auch wie fit er noch ist. Auf beiden Seiten geht es auch richtig persönlich zur Sache, was das Battle noch besser macht in meinen Augen. Hier wird es mit der Verständlichkeit denke ich schon schwieriger, aber dieses Battle macht Hunger auf mehr... versprochen!
Tricky P & Charron vs Soul Khan & Kap Kallous
(King Of The Dot)
Hier ein weiteres 2on2, diesmal von KOTD. Hier sind gleich drei gute Battle-MCs vertreten: Charron, Soul Khan und Tricky P. Kap Kallous hat zwar eine solide Leistung gezeigt, ist jedoch lange nicht so etabliert wie die anderen. Soul Khan ist schon vor Acapella-Battles eine Untergrund-Legende in New York gewesen, der erfolgreich Freestyle-Battles gewonnen hat und seine Musik im New Yorker Raum bekannt machen konnte. Er zeigt hier nicht nur seine Entertainer-Qualitäten sondern ebenso, dass er es mit dem jungen Gemüse der Neuzeit jeden Tag aufs Neue aufnehmen kann. Dieses junge Gemüse lässt sich aber nicht leicht zerhacken! Tricky und Charron, der im Laufe des letzten Jahres zu einem der Top 10 Battle-Rapper der Welt aufgestiegen ist, zeigen was eine gute Team-Performance ist. Abwechslung und Unterhaltungsfaktor sind beide top. Tricky unterhält gut mit seiner ihm eigenen Betonung (die Soul Khan auch super parodiert) und Charron zeigt, wie on-point seine Lines schon damals waren. Definitiv ein Battle zum Durchgucken!
Lunar C vs Uno Lavoz (Don't Flop)
War ja klar, dass Uno Lavoz in einer Liste landet, in der es um Verständlichkeit von englischen Battles geht. Lol. Aber wie sollte man seinen simplen und dennoch sehr gut durchdachten Humor nicht feiern?! Keine großen Wortspiele, keine besonders interessanten Reime aber Sprüche bis zum Abwinken und wahnsinnig lustige Punchlines (bei denen Uno auch permanent selber lacht). Diese Mischung machen aus ihm DEN Charakter in Sachen Comedy-Battlerap. Ihm gegenüber steht hier einer der meistgeguckten MCs bei Don't Flop: Lunar C. Und das obwohl er nur sechs Battles hatte (!). Seine Punchlines und sein bodenlos dreckiger Humor gepaart mit einer vorzüglichen Technik zeigen auch warum. Er hat mit seinem Stil ein langersehntes Element zu DF gebracht: ein authentischer MC mit starken Punches und einer dreckigen Schnauze! Leider hat Lunar seine Karriere als Battlerapper an den Nagel gehängt und er wird auch nicht mehr zurückkommen (ließ er zumindest verlauten).
Dizaster vs Henry Bowers (Basementality)
Der Vielfältigkeit halber möchte ich gerne dieses Battle hinzufügen. Die schwedische Battleliga Basementality hat Dizaster geholt, um ihn gegen den (meiner Meinung nach) non-native speaker Henry Bowers antreten zu lassen. Der Schwede lässt kein Haar an einem hier sehr starken Diz und rasiert ihn ziemlich (im Gegensatz zu sich selbst... haha... obligatorischer Bartwitz). Diz wehrt sich jedoch mit einer übertrieben guten Delivery. Seine Punches sind zwar schnell erdacht, sitzen jedoch wie angegossen. Tja, das ist eben eine von Dizasters großen Stärken, nämlich unter ungewöhnlichen Umständen (im Ausland oder gegen ungewöhliche Gegner) völlig aus sich zu gehen. Die schwedische Liga bietet einige weitere interessante Matches. Und sie ist nicht allein: Neben Basementality existiert noch O-Zone, die auch mit vielen sehr guten englischen Battles glänzt. Reinziehen!
Hollohan vs Cortez (King Of The Dot)
Das ist schon etwas für Fortgeschrittene. Aber genau deswegen habe ich diese Begegnung in die Liste aufgenommen. Es ist leicht zu erkennen, welche Aggression hier im Raum schwebt. Dadurch steigt auch besonders in der dritten Runde die Intensität des Battles und das kann jeder sehen, hören und auch verstehen. Beide Rapper Cortez und Hollohan schlagen hart zu mit ihren Lines, dennoch ist es klar und verständlich. Hollohan, einer von KOTD's Top-Rappern kritisiert Cortez für gespieltes Gangsta-Image, wobei er es nicht versäumt, seine eigene Drogenvergangenheit geschickt gegen Cortez zu verwenden. Cortez hingegen zeigt hier wirklich sein A-Game. In der dritten Runde spricht er über einen der engsten Freunde von Hollohan, der einige Monate vor dem Battle an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Die Art, wie er dieses Thema gleichzeitig delikat und aggressiv behandelt ist wahrlich beeindruckend und ein perfektes Beispiel für astreine Personals. Next-Level-Shit und ein Battle zum Studieren!
Canibus vs Dizaster (King Of The Dot)
Zusätzliche Tipps:
JollyJay vs D'Meitz (Don't Flop)
Charron vs Cruger (King Of The Dot)
Pat Stay vs Arcane (King Of The Dot)
The Saurus & Illmaculate vs Henry Bowers & Oshea (O-Zone)
Rone vs Nils M Skils (King Of The Dot)
Ich hoffe diese Auflistung macht Hunger auf mehr. Bei einigen der Matches sind Referenzen zu anderen Battles enthalten, die es sich auch lohnt anzusehen. Ebenso hoffe ich, dass alle Battles möglichst verständlich sind. Und selbst, wenn am Anfang nicht jede Zeile klar ist, macht das überhaupt nichts. Diese Battles machen es, denke ich einfach, die Punchlines zu erkennen. Darüber hinaus sollen sie einfach zeigen, wie viel Leidenschaft dahinter steckt und wie groß Battlerap bereits auf der Welt ist. Außerdem konnte ich bei mir selbst Folgendes feststellen: Je mehr englische Battles ich geguckt habe, desto besser wurde auch mein Vokabular und Sprachverständnis. Vielleicht entdeckt ja der ein oder andere auch so die englische Sprache ein bisschen für sich. Viel Spaß beim weiteren Glotzen!
Brian Damage