Montag, 8. September 2014

Bettelrep? Wot is sis? - 10 Englische Battles für Anfänger


(King Of The Dot 2011 - Dizaster vs DNA)

Nachdem ich vor zwei Wochen eine Top 10 der deutschen Battles gemacht habe, habe ich mich entschlossen gleich eine weitere Liste hinterher zu schießen. Diesmal handelt es sich aber um englischsprachige Battles. Es gibt ja inzwischen 10 000 Listen, in denen die anscheinend besten Battles aufgeführt sind und da möchte ich nicht ein weiteres Reiskorn ins Feld werfen. Stattdessen liste ich hier 10 englischsprachige Battles auf, die leicht zu verstehen und gleichzeitig gut sind. So können vielleicht auch die weniger begabten Englischsprecher sich ein wenig mehr in den Kult des Battlerap hineinarbeiten. Ich habe besonders darauf geachtet, dass nicht zu viele komplizierte Wortspiele oder Referenzen enthalten sind, denn laut Erfahrung geht bei solchen Sachen oft das Verständnis verloren.

Es geht jedoch nicht nur um das Sprachverständnis, vielmehr möchte ich auch zeigen, was alles in so einem Battle möglich ist. Denn in diesem Punkt sind uns die Amis, Engländer, Kanadier, etc. immer noch ein ganzes Stück voraus. Die Liste ist nicht sortiert, ich werde einfach 10 Battles hintereinander hängen. Welches das Beste oder das Schlechteste ist, soll jeder für sich entscheiden. In diesem Sinne: Have fun!

Dumfoundead vs Tantrum (Grind Time Now)



Einer DER KLASSIKER schlechthin. Hier verliert das Wort 'Rassismus' jegliche Bedeutung (hehe). Zwei Asiaten battlen sich und bedienen sich jeglicher Klischees, die es überhaupt gibt. Dabei sind beide jedoch ausgesprochen kreativ und originell... und vor allem überlustig! Dieses Battle gibt es auch in zwei Teilen mit Judgement zu sehen. Grind Time hat es noch einmal zusammengeschnitten und als Vollversion allerdings ohne Judges hochgeladen. Allein der ursprünglich erste Part des Battles hat schon 1,9 Mio. Views. Und das verdient, da beide wirklich abreißen. Während Tantrum dieses Jahr sein Comeback als Top Battler feiern konnte, hat sich Dumbfoundead seiner musikalischen Karriere zugewandt. Amerikaweit bekannt wurde er durch seinen Part auf dem "Forever Remix".

Kid Twist vs Dumbfoundead (King Of The Dot)



Und gleich noch ein Battle von Dumbfoundead. Auch hier sind Asian Jokes die Parole seitens Kid Twist. Allerdings auch wieder sehr originell. Was Dumbfoundead hier jedoch anstellt, ist wiederum total abgefahren und verleiht der Begegnung eine Extra-Note. Beachtlich auf beiden Seiten: Hier freestylen sich beide einen Wolf. Allein die Flips machen dieses Battle zu einem Classic. Ferner ist quasi jede zweite Line eine Punch und das ist heutzutage eher selten geworden. Untertitel: Zack, zack... bumm!

Dizaster vs HFK (King Of The Dot)



Dieses Battle ist fast immer das erste, das ich jemandem zeige, der keine Ahnung von Battlerap hat. Hier passiert fast alles, was ein unterhaltsames Battle ausmacht. Witzig, punchig und tolle Präsenz. Diz und HFK variieren hierbei zwischen so vielen Ebenen, dass es nie langweilig wird. Es stecken zwar einige Referenzen zu anderen Battles drin, aber gerade die verlocken dann auch zum Gucken von anderen Matches. Dennoch hab ich noch nie erlebt, das jemand nicht lachen musste bei dieser Begegnung. Es werden auch Klischees bedient, aber eben lyrisch so ausgefeilt und witzig, dass es niemanden kalt lässt. Besonders in der dritten Runde zeigt Dizaster, warum er ein Killer in Sachen Freestyle ist. Andererseits hat HFK mit seiner ersten Runde bewiesen, wie gut er schreiben kann, wenn er will. Wahrlich ein 'Terrorist-Battle' mit Bomben, die die Lachmuskeln in die Luft sprengen.


Shuffle-T & Marlo vs Marvwon & Quest MCody (Don't Flop)



Jetzt mal zu einem 2on2. Hier treffen die derzeitigen Don't Flop 2on2 Champions auf die Battle-Veteranen aus den Staaten. Wo die Amerikaner leider enttäuschen, zeigen Marlo und Shuffle-T wie weit sich Battlerap inzwischen entwickelt hat und dass es mehr bedarf als bloß des Talents reimen zu können. Mit ihrem klaren Akzent sind die beiden Engländer auch sehr leicht zu verstehen. Performance-technisch eine definitive Rasur! Nicht nur, dass beide lyrisch viele Rapper in die Tasche stecken (obwohl sie gar nicht rappen), sondern angsteinflößend wird es, wenn zwei Posh-Boys aus England bessere Wortspiele haben als so mancher Gangster-Battle-Rapper bei SMACK/URL. Es gibt noch wesentlich anspruchsvollere Battles von den beiden, allerdings ist dieses Match ein leichter Einstieg in guten dreckigen englischen Humor. 


Pat Stay vs The Saurus (King Of The Dot)



Jetzt geht's langsam ans Eingemachte! Pat Stay ist z.Z. unumstritten einer der drei besten Battlerapper der Welt. Und wie er es an diese Stelle geschafft hat, sieht man deutlich an diesem Battle. Seine Präsenz, seine Coolness, sein Humor, seine Aggression und die Fähigkeit zwischen all diesen Stimmungen mit einem Augenzwinkern zu switchen, machen ihn zu einem absoluten Top-Tier. Umwerfend finde ich persönlich auch seine Art zu schreiben: ein Thema so zu drehen, dass jeder es glaubt und die Punchlines wie von alleine kommen. Das zeugt von Klasse. Und noch dazu wirkt alles so locker. Vor allem gegen einen Gegner wie The Saurus, den man auf jeden Fall auch zu den besten 10 der Welt zählen kann. Lyrisch zeigt der Battle-Opa hier auch wie fit er noch ist. Auf beiden Seiten geht es auch richtig persönlich zur Sache, was das Battle noch besser macht in meinen Augen. Hier wird es mit der Verständlichkeit denke ich schon schwieriger, aber dieses Battle macht Hunger auf mehr... versprochen!

Tricky P & Charron vs Soul Khan & Kap Kallous

(King Of The Dot)



Hier ein weiteres 2on2, diesmal von KOTD. Hier sind gleich drei gute Battle-MCs vertreten: Charron, Soul Khan und Tricky P. Kap Kallous hat zwar eine solide Leistung gezeigt, ist jedoch lange nicht so etabliert wie die anderen. Soul Khan ist schon vor Acapella-Battles eine Untergrund-Legende in New York gewesen, der erfolgreich Freestyle-Battles gewonnen hat und seine Musik im New Yorker Raum bekannt machen konnte. Er zeigt hier nicht nur seine Entertainer-Qualitäten sondern ebenso, dass er es mit dem jungen Gemüse der Neuzeit jeden Tag aufs Neue aufnehmen kann. Dieses junge Gemüse lässt sich aber nicht leicht zerhacken! Tricky und Charron, der im Laufe des letzten Jahres zu einem der Top 10 Battle-Rapper der Welt aufgestiegen ist, zeigen was eine gute Team-Performance ist. Abwechslung und Unterhaltungsfaktor sind beide top. Tricky unterhält gut mit seiner ihm eigenen Betonung (die Soul Khan auch super parodiert) und Charron zeigt, wie on-point seine Lines schon damals waren. Definitiv ein Battle zum Durchgucken!


Lunar C vs Uno Lavoz (Don't Flop)



War ja klar, dass Uno Lavoz in einer Liste landet, in der es um Verständlichkeit von englischen Battles geht. Lol. Aber wie sollte man seinen simplen und dennoch sehr gut durchdachten Humor nicht feiern?! Keine großen Wortspiele, keine besonders interessanten Reime aber Sprüche bis zum Abwinken und wahnsinnig lustige Punchlines (bei denen Uno auch permanent selber lacht). Diese Mischung machen aus ihm DEN Charakter in Sachen Comedy-Battlerap. Ihm gegenüber steht hier einer der meistgeguckten MCs bei Don't Flop: Lunar C. Und das obwohl er nur sechs Battles hatte (!). Seine Punchlines und sein bodenlos dreckiger Humor gepaart mit einer vorzüglichen Technik zeigen auch warum. Er hat mit seinem Stil ein langersehntes Element zu DF gebracht: ein authentischer MC mit starken Punches und einer dreckigen Schnauze! Leider hat Lunar seine Karriere als Battlerapper an den Nagel gehängt und er wird auch nicht mehr zurückkommen (ließ er zumindest verlauten).


Dizaster vs Henry Bowers (Basementality)



Der Vielfältigkeit halber möchte ich gerne dieses Battle hinzufügen. Die schwedische Battleliga Basementality hat Dizaster geholt, um ihn gegen den (meiner Meinung nach) non-native speaker Henry Bowers antreten zu lassen. Der Schwede lässt kein Haar an einem hier sehr starken Diz und rasiert ihn ziemlich (im Gegensatz zu sich selbst... haha... obligatorischer Bartwitz). Diz wehrt sich jedoch mit einer übertrieben guten Delivery. Seine Punches sind zwar schnell erdacht, sitzen jedoch wie angegossen. Tja, das ist eben eine von Dizasters großen Stärken, nämlich unter ungewöhnlichen Umständen (im Ausland oder gegen ungewöhliche Gegner) völlig aus sich zu gehen. Die schwedische Liga bietet einige weitere interessante Matches. Und sie ist nicht allein: Neben Basementality existiert noch O-Zone, die auch mit vielen sehr guten englischen Battles glänzt. Reinziehen!

Hollohan vs Cortez (King Of The Dot)



Das ist schon etwas für Fortgeschrittene. Aber genau deswegen habe ich diese Begegnung in die Liste aufgenommen. Es ist leicht zu erkennen, welche Aggression hier im Raum schwebt. Dadurch steigt auch besonders in der dritten Runde die Intensität des Battles und das kann jeder sehen, hören und auch verstehen. Beide Rapper Cortez und Hollohan schlagen hart zu mit ihren Lines, dennoch ist es klar und verständlich. Hollohan, einer von KOTD's Top-Rappern kritisiert Cortez für gespieltes Gangsta-Image, wobei er es nicht versäumt, seine eigene Drogenvergangenheit geschickt gegen Cortez zu verwenden. Cortez hingegen zeigt hier wirklich sein A-Game. In der dritten Runde spricht er über einen der engsten Freunde von Hollohan, der einige Monate vor dem Battle an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Die Art, wie er dieses Thema gleichzeitig delikat und aggressiv behandelt ist wahrlich beeindruckend und ein perfektes Beispiel für astreine Personals. Next-Level-Shit und ein Battle zum Studieren!


Canibus vs Dizaster (King Of The Dot)



Das beste kommt zum Schluss heißt es so schön (also doch... hehe)! Die meisten werden von diesem Battle bereits gehört haben. Es gibt jedoch immer noch Leute, die es noch nie gesehen haben. Von daher möchte ich es hiermit jedem dringend ans Herz legen. Ein richtig großer Industrie-Rapper tritt tatsächlich in den Ring, um sich zu messen oder um seine Karriere aufzupolieren. Gemeint ist hierbei Canibus, der sich selbst immer als Battle-MC bezeichnet hat und das mit Adjektiven wie: 'beste', 'göttlicher', 'einziger'... etc., ausgeschmückt hat. Je tiefer die Grube, desto schmerzhafter der Sturz. Als er wirklich zeigen konnte, ob er einer der besten Battlerapper ist, hat er seine Karriere mit dieser Performance inoffiziell beendet und sich ein Grab geschaufelt, aus dem er nicht mehr rauskommt (garantiert!). Er wurde schon von Eminem erfolgreich in einer Karrierekrise gebattled, aber seit dieser Geschichte ist sein Respekt in der gesamten Hip Hop Szene gegen null gegangen. Nicht zuletzt wegen der Art, wie Dizaster ihm den Gnadenstoß verpasst. Es hat eben auch fundierte Gründe, warum Diz drei mal in meiner Liste vertreten ist und besonders diese Begegnung macht jene Gründe deutlich. Er hat die Punchlines, die Delivery, die Struktur und ist obendrauf ein Freestyle-Monster! Das alles macht seine Performance zu einem Exempel für guten Battlerap (egal wie schlecht Canibus war).

Zusätzliche Tipps:

JollyJay vs D'Meitz (Don't Flop)

Charron vs Cruger (King Of The Dot)

Pat Stay vs Arcane (King Of The Dot)

The Saurus & Illmaculate vs Henry Bowers & Oshea (O-Zone)

Rone vs Nils M Skils (King Of The Dot)


Sooo Kinder...
Ich hoffe diese Auflistung macht Hunger auf mehr. Bei einigen der Matches sind Referenzen zu anderen Battles enthalten, die es sich auch lohnt anzusehen. Ebenso hoffe ich, dass alle Battles möglichst verständlich sind. Und selbst, wenn am Anfang nicht jede Zeile klar ist, macht das überhaupt nichts. Diese Battles machen es, denke ich einfach, die Punchlines zu erkennen. Darüber hinaus sollen sie einfach zeigen, wie viel Leidenschaft dahinter steckt und wie groß Battlerap bereits auf der Welt ist. Außerdem konnte ich bei mir selbst Folgendes feststellen: Je mehr englische Battles ich geguckt habe, desto besser wurde auch mein Vokabular und Sprachverständnis. Vielleicht entdeckt ja der ein oder andere auch so die englische Sprache ein bisschen für sich. Viel Spaß beim weiteren Glotzen!

Brian Damage


  

Montag, 1. September 2014

Top 10 - Die besten Battles in Deutschland


Dahh, dahh, daaahhh...

Es ist jetzt fast ein Jahr vergangen, seit Don't Let The Label Label You und Rap am Mittwoch die Pforten zu ihren Written-Battle-Ligen geöffnet haben. Darum habe ich mich entschlossen, jetzt Bilanz zu ziehen und nach einem Jahr Pre-Written-Battles die Top 10 zu küren. Das Ranking enthält nur die deutschen Pre-Written-Battles, weil es a) noch nicht so viele englische Battles auf deutschem Boden gab, b) weil es in diesem Blog ja auch hauptsächlich um deutschen Battlerap gehen soll, und c) weil es für englische Battles schon zahlreiche Top 10 von Blogs und Magazinen gibt, weshalb ich denke, dass es auch mal Zeit wird für eine deutsche Top 10 Liste (vor allem, da jetzt die Auswahl auch groß genug ist).

Die Liste werde ich immer mal wieder aktualisieren, oder vielleicht sogar eine neue erstellen, sodass die Aktualität beibehalten wird (Vielleicht muss ich ja Ende September noch einen Klassiker hinzufügen ^^). Aber nun genug geschwafelt..., kommen wir zum Eingemachten! Trommelwirbel... 3, 2, 1, LOS!

Platz 10:

Merlin vs Gozpel (Don't Let The Label Label You)


Gozpel ist generell einer meiner Lieblings-Battlerapper. Sein Humor und die wie er ihn präsentiert machen ihn fast schon zu einem Kabarettisten. Er ist ironisch, Schauspieler und trifft immer den Nerv der Zeit und der Zuschauer. Ganz nebenher hat er immer Wortspiele parat, die jeden die Augen aufreißen lassen. In diesem Fall war: "Und Digga, du bist nicht der Große nur weil du kahl bist.", eine solche Abriss-Line. Merlin hat sich wacker geschlagen, man merkt aber ebenso, dass er nicht sein A-Game gebracht hat. Dennoch serviert er wieder Merlin-typische Punches: "Du bist öfter in deim' Kid/K.I.T.T. gekommen als Micheal Knight." Wahnsinn. Der Moment, der für mich dieses Battle zu einem Beispiel für Battlerap macht kam aber erst in der dritten Runde von Gozpel. Nachdem er zahlreiche Bars auf Merlin's Lispeln bezogen gebracht hat, macht er Merlin ein Angebot, das einem Vertrag mit dem Paten gleicht... seht selbst. 

Platz 9:

Kurzer Prozess vs Hansen (Don't Let The Label Label You)


Lange Zeit war es das meistgeguckte Battle auf DLTLLY. Kein Wunder. Hier kam es zu einem Grudge-Match der Extraklasse. Hansen und Kurzer Prozess, die auch auf privater Ebene zu jener Zeit ein wenig zusammen gerauscht waren, scheuen hier auch nicht vor Personals. Hansen überzeugt hier mit Eigenheit und lyrisch außergewöhnlichen Schemes und packt auch eine gute Portion Humor mit rein. Kurzer Prozess lässt sich davon nicht beeindrucken und spricht frei heraus über Hansens letzte Beziehung. Er überragt jedoch mit seinen Punchlines und seiner Delivery. Die Alkoholismus Vorwürfe von Hansen weiß Kurzer Prozess gut für sich einzusetzen. Beste Line des Battles war jedoch mit Abstand die über den Festsaal Kreuzberg. Da dieses Battle kurz nach dem Brand stattfand, konnte man noch deutlich das 'Feuer' im Raum spüren.

Platz 8:

Harry Crotch vs Jack Dragon (Don't Let The Label Label You)



Eines der schwierigsten Battles, was Judgement angeht. Beide waren wahnsinnig stark. Harry's erste Runde ist eine tolle Vereinigung von Gegnerbezug und politischer Message. Das Thailand-Schema war sehr gut auf den Punkt gebracht. Hierbei zeigt er sein Pengame mit: "Er will auf dem Weg in das Morgen Land gewinn', wie die Seidenstraße." Auch sein Kay One/Kai Wang Rebuttal zeigt, wie begnadet er mit Worten umgehen kann. Jack Dragon spricht zunächst über Harry als Uno Lavoz Fan und benutzt dazu ein ausgedehntes Mutter-Scheme. Jetzt kommt allerdings für mich der Knaller, des Battles: In seiner zweiten Runde wird Jack sehr persönlich und spricht über die Ex-Freundin von Harry. Und das Ganze mit Wordplay, das so gut auf den Punkt gebracht ist, dass jeder im Saal mitfühlt (siehe Fatoni's Gesicht). Trotzdem kommt Harry Crotch souverän mit Asiaten-Jokes und Midget-Jokes zurück, wobei vor allem sein von ihm erfundener Witz mich vom Stuhl fallen lässt. Auch in der dritten Runde feuern beide weiter aufeinander ein. Wo Jack mit Reimschemata auftritt, schlägt Crotch zurück, mit persönlicheren Lines auf dessen Rapkarriere bezogen. Harry Crotch insgesamt mit mehr Gegnerbezug und stärkerem Wordplay, aber an manchen Stellen zittriger Delivery. Aber Jack Dragon mit einer sagenhaft guten zweiten Runde und mehr Sicherheit in der Performance. Bis heute fällt es mir schwer einen klaren Sieger zu küren.

Platz 7:

Brian Damage vs Drob Dynamic (Rap am Mittoch)


Aus dieser Begegnung kann man viel über Battlerap lernen, weshalb ich sie auch in diese Liste aufgenommen habe. Als erstes zu Drob: Er gefiel mir hier von der Struktur her teilweise besser als in den King Battles, da er auch ein wenig seriöser wurde und nicht nur Witze gerissen hat. Er hat meine eigenen Aussagen geschickt gegen mich verwendet, indem er über meine Herkunft als Bayer und meinen verstorbenen Großvater spricht. Bei den bayrischen Bars besinnt er sich seines Humors und spannt selbst meine Lachmuskeln an. Großes Minus war jedoch der Punch-Faktor. Seine Pointen waren ungenügend oder zu langatmig ausformuliert, es gab kaum Punches und wenn schienen sie ein wenig gezwungen. Der größte Minus Punkt war jedoch ein Riesen-Choke von über einer Minute in der zweiten Runde. Dieser wurde aber auch zu einem großen Pluspunkt, da der Dynamische es danach geschafft hat, die Crowd zurückzugewinnen und das ist etwas, das nicht jedem gelingt! Zu meiner Wenigkeit übergehend kann ich sagen, das ich insgesamt bei diesem Battle vor allem mit meiner Schreibleistung zufrieden war. Mit ein paar Dickenwitzen konnte ich die Crowd gut anheizen, um auf ernstere Themen zu kommen. Leider gingen einige Wortspiele einfach unter, wie: "Dieses Battle ist für dich das Ende des Stücks/Styx!" oder "...Umhang, Clark Kent, Superheld". Doch erst die Art wie Detektiv Brian (^^) in der dritten Runde den Fall des Bitens löst, macht diese zum Highlight des gesamten Battles. Die anschließende Anklage, dass man sowas im Hip Hop nicht macht und der Vergleich mit Marcel Reich-Ranicki setzt dem ganzen den Hut auf. Hier wurde das Battle auch einzigartig, da zum ersten Mal über Biten gesprochen wird und das dann auch noch total direkt und ohne Gnade an die Öffentlichkeit gebracht wurde. Negativ: Das Battle etwas zu lang. Leider ist es auch nicht ausgeglichen. Hier überwiegt die Einzelleistung doch mehr, was einem Battle letzten Endes meistens eher schadet, das es zu eindeutig wird. Trotzdem kann ich sagen, dass Drob sich hier auch als MC beweist, indem er sich von seinem Choke nicht rausbringen lässt und es schafft weiterzumachen. Alles in Allem ein sehenswertes Match, das definitiv Diskussionsstoff geliefert hat und es hoffentlich weiterhin tut.

Platz 6:

Merlin vs Mighty P (Don't Let The Label Label You)


Ja, ja Mighty P vs Merlin. Es ist inzwischen ein Standard geworden. Der Moment als Veteran Merlin (ehemals Aggro Merlin) wieder die große Bühne der deutschen Battleszene betrat. Mighty P hat zwar mit seiner Zeile: "Er is' ein niedlicher Rapper mit 'nem voll ßüßen ßprachfehler", eine Schatztruhe geöffnet, diese dann aber leider nicht ausgeschlachtet. Seine Delivery war erfrischend lustig, jedoch ist ein Choke in der dritten Runde tödlich gegen einen wie Merlin. Der hat es Punchlines prasseln lassen. Mit einem Harry Potter Schema eine tolle erste Runde hingelegt, ging es über Mighty's Freundin schließlich (wie immer) zu seinem toten Vater. Die Line: "...kurz bevor du seine offenen Arme erreichst, beleb' ich dich wieder.", war dennoch so wahnsinnig gut, dass selbst Mighty P nichts mehr sagen konnte. Der trockene Humor von Merlin, sowie seine lässige Delivery runden dieses Battle ab und machen jede seiner Runden zu einem Highlight. Leider ist das hier nur eine Einzelleistung von Merlin, aber die Punchlinedichte in jeder einzelnen Runde von ihm ist so hoch, wie bei vielen Rappern in 3 Runden zusammen.

Platz 5:

Johnny Rakete vs Duff (Don't Let The Label Label You)


Dieses Battle hat jeder eingefleischter Battlefan bereits drei Mal gesehen. Wetten?! Johnny Rakete der Hobby Jesus gegen den Giftzwerg aus Westfalen, Duff. Letzterer unterhält mich mit seinem Auftreten schon: hat alle Zeit der Welt, rotzfrech und ein Mundwerk das nur sabbert vor Sprücheklopferei. Toll. Duff's "Johnny Trompete" wurde tatsächlich zu Rakete's neuem Spitznamen. Er benutzt den jungen Mann ganz einfach als Wischmob und schickt ihn auf die Bretter, sodass dieser nicht mehr Kurve kriegt "wie Michael Schumacher". Seine Live-Erfahrung lässt ihn dabei sehr souverän wirken. Johnny Rakete andererseits zeichnet sich fast als Alleinunterhalter aus. Er spricht die Crowd direkt an, und führt die Leute in seinem Dasein als Battlerap-Christus. Allein sein Einstieg "...ist mein Schwanz noch groß genug, um deiner Mom das Herz zu brechen.", ist bereits eine der besten Punches des Abends. Als er später noch Duff mit dem Ball vergleicht auf dem Miley Cyrus schwingt, brennt die Hütte. Dieses Battle ist für mich ein Paradebeispiel für eine ausgeglichene Begegnung. Man kann es sich mühelos am Stück anschauen, da beide Parteien so dope sind, dass man keine Line verpassen möchte. So muss das...

Platz 4:

Mighty Mo vs Fresh Polakke (Rap am Mittwoch)


Auch dieses Battle dürfte jedem inzwischen bekannt sein. Nicht umsonst sind die Views in so kurzer Zeit angestiegen. Mighty Mo unser Bääämster ist gegen Polakke voll in seinem Element und knallt mit seiner norddeutschen Trockenheit, gepaart mit richtig schön dreckiger Straßenattitüde, Punchlines um die Ohren. Da bääämst er einfach mal locker Lines wie: "Der einzige Bens/Benz, den du aufmachst, is' der Beutelreis vom schwarzen Onkel.", oder "Du bist der hässlichste MC auf Erden, das kann jeder hier im Zimmer bezeugen. Glaub mir, wenn Frodo jetzt hier wäre, wär seine Klinge am Leuchten." Leider wurde bei vielen ähnlichen Lines oft geschlafen. Auch Delivery-technisch eine Top-Leistung von ihm, da er seine eigene Aussprache und seine Füllwörter zu einem Trend macht und als Gimmick verkauft. Fresh Polakke ist ja quasi schon eine Legende am Battlerap-Himmel. Auch er hat hier wieder gezeigt mit welchen Entertainer-Qualitäten er sich hochgearbeitet hat. Sein "Everybody Bäääms Now!" ist fast mein Lieblingszitat aus Battles generell und wurde sofort zu einem Running-Gag in der Szene. Das Goldzahn-Scheme war an sich schon ein 'Goldstück' (der musste sein). Leider war bei Polakke (zum ersten Mal!) ein Choke drin, der ihn sichtlich geärgert hat. Jedoch, hat er diesen sogar verwendet und nicht nur überspielt, sondern als Showeinlage benutzt. Das war auf jeden Fall ein Beweis seiner Qualität als Battle-MC, nämlich eine Schwäche in eine Stärke zu verwandeln.  





Die Spannung steigt! Hier kommen die Top 3...



Platz 3:

Laas Unlimited vs Drob Dynamic (Rap am Mittwoch)


Wer gedacht hat, dass dieses Battle auf Platz 1 gehört, liegt falsch! Es ist nicht automatisch klar, dass das meistgeguckte Battle auch das Beste ist. Dafür gibt es zwei einfache Begründungen: Ausgeglichenheit und Gegner-Anspruch! Zunächst aber zu den Einzelleistungen.

Vor dem Battle war Drob einer meiner Lieblings-Battle-MCs. Besonders sein Kingfinale gegen Tierstar bei RaM hat mich umgehauen. Er war witzig, hat Theater gespielt und hat Punchlines gehabt, die sitzen. Leider war von diesem Hunger nicht mehr viel übrig in diesem Battle. Man merkt deutlich, dass er Laas unterschätzt hat. Seine Delivery war unsicher, seine Theatereinlagen eher mittelmäßig, er hat sich mehrmals verhaspelt und er hat vor allem ist er nie so richtig auf den Punkt gekommen. Was ich wirklich schlecht fand, war die Stelle an der er sagt, Laas schwangere Freundin würde sich selbst in den Bauch boxen. Das war weder reflektiert noch vergleichend. Ansonsten war die Gesamtperformance nicht so schlecht, wie es in den Youtube-Kommentaren dargestellt wird. Laas hat mit seiner eigenen Leistung Drob einfach übertrumpft und damit hat dieser offensichtlich nicht gerechnet.

Und da kommen wir auch schon zum Punkt, warum dieses Battle das meistgeguckte und hier in den Top 3 ist: Laas. Er hat wirklich eine Glanzleistung hingelegt. Super Struktur, tolle Pointen und schön auf den Gegner bezogen. Besonders fiel wohl auf, wie er das Umfeld mit einbezogen hat, z.B. die Mädchen in der Crowd. Aber das wahrscheinlich Beste an diesem Battle war wohl die zweite Runde, in der er von der Psychoanalyse für Drob über Rap am Mittwoch hin zu Ben Salomo und dem Vergleich mit dessen Karriere gegangen ist. Da hat selbst Ben nicht mehr aufhören können zu feiern. Auch das Hattrick-Pattern war klasse umgesetzt. Ein Negativpunkt war jedoch, dass Laas an manchen Stellen einfach zu schnell wurde, sodass er sich teilweise versprochen hat. Er sollte sich auf jeden Fall mehr Zeit lassen beim delivern. Auf jeden Fall denke ich, dass er hiermit die mit Abstand beste Einzelleistung in Sachen Battle hatte.

Warum also ist dieses Battle nicht auf Platz 1? Es ist eben wie gesagt nur eine Einzelleistung. Hier fehlt die Balance. Nur einer der beiden Rapper war hier wirklich krass. Und sowas schmälert zwar nicht die Leistung dieses Rappers, jedoch die des Battles insgesamt. Ferner finde ich hat Laas mit Drob auch einen Gegner gehabt, bei dem viel Angriffsfläche da ist und zuvor nur wenig davon genutzt wurde. Er ist auf sehr offensichtliche Punkte eingegangen. Die Umsetzung war zwar genial, aber die Thematik nicht unbedingt ausgeklügelt. Dennoch stellt Laas viele Battlerapper immer noch in den Schatten, darum auch mein Platz 3. Hoffentlich fordert ihn bald jemand heraus... wäre doch interessant zu sehen, ob er sowas auch ein zweites Mal hinkriegt.  

Platz 2:

Brian Damage & Harry Crotch vs Proton & Roni87
(Don't Let The Label Label You)


Nein, ich bin nicht selbstverliebt. Ja, ich habe eines meiner eigenen Battles auf Platz 2 gesetzt. Zurecht! Denn das Level, das hier an Unterhaltung geboten wird, ist wirklich schwer zu übertreffen. Das hier ist so ziemlich das Einzige meiner eigenen Battles, das ich mir wirklich oft angeschaut habe und auch heute noch gern gucke. Hier passieren einfach so viele Dinge, die mich zum Lachen bringen oder mir eine Gänsehaut verschaffen. Das Erste was auffällt ist die  Dynamik der MCs. Es war das erste 2on2 Battle in Deutschland (FüD zählt nicht, da haben Leute einfach hintereinander ihre Parts gerappt) und höher hätte man die Messlatte nicht legen können.

Roni und Proton hauen Reimketten ohne Ende raus, die noch krasser klingen durch die Abwechslung. Proton sticht hierbei durch seine Stimme und Performance heraus. Auch sehr schön fand ich den Nickname: "Drob Brian Damage" von Roni. Oder wie die beiden Harry Crotch als meinen Robin darstellen.

Allerdings kann man hier die Judges beim Wort nehmen: Brian & Harry liefern wirklich ab! Die Delivery und die Performance mit Doppels und Abwechslung machen dieses Battle zu einem Top-Match. Besonders die zweite Runde sticht hier heraus. Die Proton-Imitationen, das Abschluss-Scheme und der Chewbacca Sound sind hier wohl die Highlights. Die Physikbars von mit in der ersten Runde bringen auch On-Point-Wortspiel mit und die Israel-Lines von Harry in der dritten Runde liefern den nötigen Realtalk. Auch wenn wir fälschlicherweise als Anti-Semiten oder Islam-Fanatisten bezeichnet wurden, denke ich dass dieser Part wichtig für die abwechslungsreiche Stimmung des Battles war. Verbessungswürdig: Alle vier hätten wesentlich besser kontern können. Dennoch ist dieses Battle wohl bisher der Maßstab für ein gelungenes 2on2 in Deutschland und von daher auch ein verdienter zweiter Platz.

Platz 1:

Gregpipe vs Tierstar (Rap am Mittwoch)


Ein Battle der Giganten! Beide alte Hasen, beide hungrig, beide unterhaltsam! Diese Begegnung vereint für mich sehr viele Dinge, die ein gutes Battle braucht: Humor, Ernsthaftigkeit, Technik, Punchlines, Wortspiele, Delivery, Show und Ausgeglichenheit. Jeder MC ist auf seine Weise sehr stark.

Tierstar ist der Entertainer und schafft es mit einer ihm eigenen Art seinen Gegner ohne viel Schnick Schnack und Wortspielereien zu zerpflücken. Mir gefällt besonders, wie er seinen Werdegang als Battlerapper mit der Evolution vergleicht. Der Humor, den er dezent zwischen seine Storyteller-Schemes schiebt, ist dabei die Kirsche auf dem Eisbecher, da er den Zuhörer trotz aller Aggression immer wieder zum Schmunzeln bringt. Lines wie: "Hätte ich die selben Vorrausetzungen wie du, wär' ich schon Präsident geworden!", zeigen wie gnadenlos er seine Herkunft und sein Leben als Waffe gegen Greg einsetzt und somit das Battle auf eine persönliche Schiene lenkt. Auch in Sachen Performance und Delivery hat er gezeigt, warum er einer der besten im Land ist. Seine Fähigkeit Spannung für eine Punchline aufzubauen sucht seinesgleichen.

Gregpipe hingegen ist als Techniker bekannt. Er ist sich dieser Stärke bewusst und weiß sie hervorragend umzusetzen. Seine Reimketten und Wortspiele haben schon zu Feuer über Deutschland Zeiten beeindruckt. Aber in diesem Battle übertrifft er seine früheren Leistungen und feuert alle vier Zeilen eine Punchline oder ein Wortspiel ab. Die Line: "Du bist ein ziemlicher Flop, ich wie ein griechischer Gott, denn ich wurd' durch meine Ferse/Verse berühmt wie Achilles!", ist für mich auch bis jetzt die beste Punchline, die ich im deutschen Battlerap gehört habe! Mit Reimketten, bei denen alle Reime auch zu einander passen, attackiert er Tierstar systematisch und setzt beim delivern der Punch diese betonten Drama-Pausen, die seinen Flow so auszeichnen. Vor allem spricht er beim Reimen auch alle Worte korrekt aus und dreht sich im Satzbau nichts hin, um ein Wortspiel zu erzeugen. Davon können sich mindestens 70% der Battlerapper mal etwas abschauen (und dazu muss man auch nicht erst Germanistik studieren ^^).

Einziges Manko des Battles: die Länge! Vor allem Tierstars dritte Runde sprengt den Rahmen. Auf Youtube ist das Battle schon sehr langatmig, aber jetzt versetze sich einer mal in die Lage der live Anwesenden. Da schmerzen einem die Beine schon beim Zuschauen. Ansonsten ist dieses Battle ein absoluter Klassiker und die klare No. 1! Nicht zuletzt, aufgrund der Ausgeglichenheit beider MCs. Deshalb habe ich es auch über alle anderen Matches gestellt, denn nur wenn beide Rapper gut sind, kann die Qualität eines Battles ins Nirvana steigen.



Honorable Mentions:

Johnny Rakete vs Philipp Quh (DLTLLY)

P-Zak vs Battleboi Basti (RaM)

Rino Mandingo vs Breeze (DLTLLY)

Koozy vs Fatcap (RaM)

Brian Damage vs Doktor Dave (DLTLLY)

Mighty Mo vs Hansen (DLTLLY)

George Midas vs Der Fischer (DLTLLY)

Merlin vs Roni87 (RaM)

Schlusswort: 

Das waren also meine persönlichen Top 10. Ich wette nicht jeder ist mit der Liste zufrieden, aber ich denke jede Platzierung ist vertretbar für alle. Ach ja... falls sich jemand wundert, warum kein FüD-Battle dabei ist: Feuer über Deutschland hatte definitiv einige interessante Begegnugen, war aber in meinen Augen einfach nicht auf dem selben Level, wie Battles heutzutage. Da gab es kaum persönliche Punchlines und auch die Ausgeglichenheit und Beständigkeit der Rapper ließ zu wünschen übrig. Leider hat Deutschland erst seit einigen Jahren ein Level erreicht, das Battlerap nicht nur als Generic-Punchlines kicken und Mütter dissen versteht. Umso mehr freue ich mich, dass es deshalb noch viel Potential gibt und wir uns alle auf weitere Top 10 würdige Battles freuen dürfen! In diesem Sinne... TIMEEEEEE!

Brian Damage